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Letzte Änderung für Artikel Rohrpost: 26.01.2006 11:48

Rohrpost

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Eine Rohrpost- hülle
Eine Rohrpost-
hülle

Die Rohrpost ist eine Form des schnellen Transports von Schriftstücken (z.B. Briefen und Dokumenten ) sowie von kleineren Gegenständen (z.B. Geld ).

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Man unterscheidet zwischen Innenrohrpostanlagen innerhalb von einzelnen Gebäuden sowie den Fernrohrpostanlagen zwischen verschiedenen Gebäuden einer Stadt. Fernrohrpostanlagen dienen überwiegend der schnellen Brief- und Telegrammbeförderung zwischen wichtigen Postämtern .

Eine Rohrpostanlage besteht aus einem Netz von Rohrleitungen . Als Transportmittel werden zylindrische Behälter benutzt, deren Durchmesser nur geringfügig kleiner ist als der Innendurchmesser der Rohre. Die Behälter werden innerhalb der Rohrpostanlage durch Druckluft oder Saugluft bewegt und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 30 km/h. Je Linie kann immer nur eine Büchse befördert werden. Der Druckunterschied zwischen Behälter und Luftverdichter beträgt dabei auch bei längeren Linien oder größeren Rohrdurchmessern nur zwischen 0,3 bis 0,5 bar , d.h. nicht der Druck sondern die ins System gepumpte (oder abgesaugte) Luftmenge variiert.

Geschichte und Entwicklung

Eine Rohrpoststation
Eine Rohrpoststation

Um 1810 bemühte sich der dänische Ingenieur George Medhurst erstmals ernsthaft um den Einsatz atmosphärischer Luft für industrielle und verkehrstechnische Zwecke. In entsprechenden Veröffentlichungen schlug er vor, die Luft aus einer eisernen Röhre abzupumpen, um so durch den erreichten Druckunterschied eine entsprechende Triebkraft zu erzielen; Medhurst gilt daher als Erfinder der pneumatischen Rohrpost.

Diesen Gedanken hat 1818 der englische Ingenieur Vallance aufgegriffen mit der Idee, Personen und Güter von London nach Brighton in einer tunnelartigen, gusseisernen und entsprechend großen Röhre zu befördern. Diese Bemühungen verliefen allerdings ergebnislos, jedoch brachten Versuche zum Transport von Postgut mittels Luftdruck in kleinkalibrigen Röhren erste Erfolge.

Der Franzose Abbé Moigno richtete dazu 1852 eine Versuchsstrecke ein, die letztlich dazu führte, dass der Franzose Galy Cazalar und der Engländer Latimer Clark unabhängig voneinander 1854 entsprechende Landespatente einreichten. Sie beschrieben eine technische Einrichtung, mit der in Blechbüchsen eingeschlossene kleine Pakete und Briefe bei hoher Luftverdünnung oder -verdichtung durch Röhren zu einem nicht sehr weit entfernten Ort befördert werden konnten.

Die erste Rohrpostanlage wurde schließlich im Jahre 1859 in London in Betrieb genommen (Pneumatic Despatch Railway). Die Technik verbreitete sich danach weltweit. Die Blütezeit dieses Beförderungsmittels zur Postbeförderung reichte bis 1945 .

Rohrpostbrief (Vorder- und Rückseite), am 25. Januar 1904 innerhalb Berlins befördert
Rohrpostbrief (Vorder- und Rückseite), am 25. Januar 1904 innerhalb Berlins befördert

In Wien wurde eine Anlage im Jahr 1875 in Betrieb genommen, wobei vorerst 10 Postämter im Abstand von 1 - 3 km mit Rohrleitungen verbunden wurden. Die Anlage wuchs ständig, so dass im Jahr 1913 bereits 53 Postämter mit einer Rohrlänge von 825 km. Die Rohrpost, die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde, stellte erst 1956 ihren Betrieb ein.

Die maßgebliche Motivation zur Entwicklung der Rohrpost war die starke Erhöhung des Telegrammaufkommens , welche es nicht mehr gestattete, dass alle Telegramme auch tatsächlich telegraphiert werden konnten. Stattdessen wurden sie in der größten Zahl aller Fälle wenigstens im innerstädtischen Verkehr als handschriftlich ausgefüllte oder mit Tickerstreifen beklebte Formulare per Rohrpost befördert und erhielten z.B. in Berlin seit ca. 1900 auch entsprechende Rohrpostabstempelungen.

Eine der größten Anlagen dieser Art war die Rohrpost Berlin mit einer maximalen Streckenlänge von fast 400 km im Jahr 1940 . 79 Post- und Telegraphenämter waren angeschlossen und bearbeiteten zu dieser Zeit rund 8 Mio. Sendungen jährlich. Diese Anlage wurde am 1. Dezember 1876 in Betrieb genommen. Es konnten Postkarten und Briefe bis zu einem Gewicht von 20 Gramm (Maximalmaß: 14×9 cm) verschickt werden. Der Betrieb der Berliner Rohrpost wurde 1976 endgültig eingestellt, dagegen rauschten in Paris noch bis 1984 private Botschaften durch die Rohre. Zwischen Ämtern werden in Paris sogar heute noch Dokumente auf diesem Weg versandt.

Rohrpostnetzplan München
Rohrpostnetzplan München

Am 1. August 1922 wurde das Rohrpostnetz in München für den allgemeinen Betrieb eröffnet, dessen Fertigstellung durch den Ersten Weltkrieg verzögert wurde. In München waren Briefe bis zu einem Höchstgewicht von 100 g und einem Maximalmaß von 20×14 cm zugelassen. Die Briefe mussten auf einen Durchmesser von 4 cm rollbar sein. Wie in den meisten anderen Städten mit Rohrpostverbindungen, entstand auch das Münchener Rohrpostnetz zunächst, um die anschwellende Flut von Telegrammen zu bewältigen, die nicht mehr alle über innerstädtische Telegraphenleitungen weitergeleitet werden konnten. Früheste Bearbeitungsvermerke von Telegrammen in München, die auf eine Rohrpostbeförderung hinweisen, finden wir seit ca. 1875 in Form von Numeratorstempeln, die auf der Anschriftseite der Telegramme abgeschlagen wurden. Solche Numeratorstempel wurden von der Münchener Rohrpost bis zu ihrer Schließung in den 1960er Jahren verwendet.

Neben Berlin und München gab es zunächst von der Reichspost und dann von der Bundespost betriebene Rohrpostanlagen von sehr unterschiedlicher Länge in Düsseldorf, Hamburg, Leipzig, Stuttgart sowie in ca. zehn weiteren Städten. Mit diesen Rohrposten beförderte Sendungen – in der Regel ausschließlich Eilsendungen oder nachgesandte Sendungen – sind nur an einem schwarzen Stechuhrstempel (Leipzig), an einem roten Beförderungsstempel „In Hamburg mit Rohrpost“ oder anderen Vermerken zu erkennen.

In Europa gab es wenigstens folgende Rohrpostnetze:

  • England : Birmingham , Glasgow , Liverpool , London , Manchester , Newcastle ,
  • Frankreich : Paris und Marseille (1910 – 1964)
  • KuK-Monarchie respektive Österreich und CSR , CSSR , Tschechien : Prag , Wien und – nur wenige hundert Meter lang – in Karlsbad. Wahrscheinlich hat auch eine Rohrpost in Triest bestanden. Auf italienischsprachigen Telegrammformularen der KuK-Postverwaltung für Triest gibt es den vorgedruckten Hinweis auf den Transport von Telegrammen durch die posta pneumatica.
  • Irland : Dublin
  • Italien : Florenz (eventuell), Genua, Mailand, Neapel, Rom und wahrscheinlich auch Triest,
  • Rom/ Vatikanstadt : einen Rohrpostanschluss zum römischen Rohrpostnetz (Città del Vaticano)
  • Tschechien : Prag, noch immer in Betrieb

Außerhalb Europas existierte die größte Rohrpostanlage, die auch Päckchen transportieren konnte, in New York City . Daneben bestanden entsprechende Anlagen in Chicago und Philadelphia . Außerdem hat es Rohrpostanlagen in Buenos Aires ( Argentinien ) als expresso urbano (Stadtschnellverkehr) des Telegraphenamtes sowie in Rio de Janeiro und São Paulo (beide Brasilien ) gegeben. Ebenfalls gab es eine Rohrpostanlage in Algier (Algerien), die wenigstens bis kurz nach dem Ende der französischen Kolonialherrschaft noch in Betrieb war (Betriebsdauer vom 4. April 1910 bis zum 5. Juli 1962) und teilweise als exprès urbain (Stadtschnellverkehr) auch mit anderen Transportmöglichkeiten versorgt wurde.

Die Gebühr für die Rohrpostbeförderung in Deutschland beinhaltete bis ungefähr Mitte 1927 neben dem Porto für die Postkarte/den Brief die Gebühr für die Rohrpostbenutzung und die anschließende Eilzustellung per Boten.

Aus dem Ausland eintreffende und für die Rohrpost geeignetete Eilboten- und Luftpost-Sendungen wurden in den Rohrpostbezirken per Rohrpost zum Zustellpostamt befördert. Umgekehrt wurden für das Ausland bestimmte Sendungen gegen einen Zuschlag von 10 Pfennig zur Bahnhofspostanstalt oder zum Flughafenpostamt befördert.

Sendungen von Berlin nach München bzw. von München nach Berlin konnten durch den Vermerk „In Berlin (bzw. München) durch Rohrpost“ auch am Zielort durch die Rohrpost befördert werden. Die Rohrpostgebühr war dann zweimal zu entrichten. Nach der Okkupation Österreichs durch das Deutsche Reich im Jahre 1938 war dies auch für die Verbindungen Wien–Berlin, Wien–München und umgekehrt möglich. Nach der faktischen Annexion Tschechiens als sogenanntes „ Protektorat Böhmen und Mähren “ konnten diese Kombinationen der Versendung per Rohrpost auch auf Prag und eventuell auch auf Karlsbad ausgedehnt werden.

Im Jahre 1935 wurde im Gebiet der Deutschen Reichspost die obligatorische Eilzustellung für Rohrpostsendungen aufgehoben. Die Rohrpost wurde dann mit der nächsten regulären Zustellung zugestellt. Bemerkenswert ist dabei, dass seinerzeit bis zu vier Zustellungen täglich üblich waren.

In den Rohrpostbezirken von Berlin und Wien wurden bei den angeschlossenen Postämtern Tages- oder auch Sonderstempel mit Stunden- und Minutenangaben, üblicherweise in 10-Minuten-Abständen verwendet.

Entsprechende Minutenstempel sind auch aus Paris bekannt, während in Marseille lediglich die üblichen Tagesstempel verwendet wurden. Rohrpostsendung in Marseille sind somit nur durch das entsprechende Porto, den üblichen Hinweis „pneumatique“ sowie den üblicherweise vom gleichen Tag stammenden vorder- oder rückseitigen Ankunftsstempel des Zustellpostamtes zu erkennen.

Die moderne Rohrpost

Heutzutage werden Rohrpostanlagen überwiegend innerhalb von Gebäuden eingesetzt, beispielsweise im Handel zur Geld- oder Buchbeförderung, in Krankenhäusern zum internen Versand von Blutproben, Krankenakten, Befunden und Formularen. So werden z.B. in der Berliner Charité täglich rund 3.500 Patientenproben, Röntgenbilder oder Analysematerialien zwischen den Stationen und den Labors schonend und schnell hin und her befördert. Eine der modernsten und jüngsten Anlagen dieser Art wurde im Heidelberger Universitätsklinikum installiert. Dort verbindet ein rund 14 km langes Röhrensystem mit 54 Linien über vielfältige Verzweigungen 104 Stationen. Mittels Transpondertechnologie finden täglich etwa 2.000 Proben ihren Weg von den Stationen ins Labor .

Rohrpostanlagen in Warenhäusern dienen dazu, die einzelnen Kassen mit der Hauptkasse zu verbinden, um eingenommenes Bargeld abzuliefern oder Geld zu wechseln. Die zunehmende Akzeptanz der bargeldlosen Zahlung mittels EC-Karte und Kreditkarte lassen die durch die Rohrpostanlagen gewonnene Sicherheit vor Überfällen aber immer mehr an Bedeutung verlieren.

Weitere Anwender für moderne Rohrpostanlagen finden sich in der Chemieindustrie , in Stahlwerken , in Papierfabriken und in der Automobilindustrie . So ließ der französische Automobilhersteller Peugeot 1998 im Werk Sochaux eine Rohrpostanlage installieren, um die Produktionslinien mit den passenden Schließgarnituren für Tür- und Kofferraumschlösser zu versorgen.

Moderne Systeme für "Kommunikation und Transportautomation", wie solche Anlagen von den Herstellern auch genannt werden, sind in der Lage bis zu 28 kg schwere Dokumente, Waren oder Werkstücke mit einer Länge von 50 cm und einem Durchmesser von bis zu 30 cm zu befördern. Hierbei können heute Röhrensysteme mit 64 Linien und bis zu 512 Stationen realisiert werden.

Die Mailingliste rohrpost

Abgeleitet von der klassischen Rohrpost nennt sich die wichtigste „deutschsprachige Mailingliste zur Kultur digitaler Medien und Netze, d.h. zu ihrer Kunst, Politik, Ökonomie, Philosophie und Kulturtheorie“ ebenfalls rohrpost. Abonnieren kann man die Liste hier: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/

Literaturangaben

  • Ingmar Arnold: Luft-Züge : die Geschichte der Rohrpost in Berlin und anderswo. - Berlin, 2000 ISBN 3-89218-061-x

Weblinks

Siehe auch

  • Post
  • Rohrleitungstransport
  • CargoCap

Wikipedia

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